Nachruf Hermann Euler
Hermann Euler – ein wunderbarer Mensch, ein begnadeter, bodenständiger Musiker 1962 kam Hermann Euler als Kantor nach Eberswalde. Er hat über 60 Jahre in der Stadtkirchengemeinde, der Stadt Eberswalde und weit darüber hinaus gewirkt.
Das gottesdienstliche Orgelspiel, die Leitung der Kantorei, der Aufbau eines Kinderchores, das Singen im Kindergarten, die Begleitung von Trauerfeiern, Kindern „die Flötentöne“ beibringen, der Posaunenchor und der Seniorenchor das alles war für ihn selbstverständlicher Teil seiner Arbeit.
Er hat das alles mit großer Hingabe und einem unglaublichen Pflichtbewusstsein getan. Ebenso wichtig waren ihm die Kontakte nach Polen (Chojna und Stettin). Jahrelang hat der Posaunenchor dort aktiv bei Begegnungen mitgewirkt.
Auch nach dem Eintritt in den Ruhestand hat er oft auf den Dörfern Gottesdienste begleitet und zu Beerdigungen gespielt, den Posaunenchor weiter geleitet und den Seniorenchor bis zum Ende des Jahres 2022. Besonders am Herzen lag ihm auch die Begleitung der Gefängnisgottesdienste in Wriezen.
Die Musik war sein Leben, es war ihm ein Herzensanliegen mit verschiedensten Menschen zu musizieren und er hat sich nicht gescheut, immer wieder klein anzufangen.
Er hat sich nie als der große Künstler verstanden, sondern als bescheidener „Gemeindearbeiter“. Schon ein „Dankeschön“ war ihm manchmal zuviel, weil er seinen Dienst als selbstverständlich gesehen hat.
Generationen haben ihm viel zu verdanken. Für nicht wenige haben die ersten musikalischen Schritte bei ihm zu lebenslanger Beschäftigung mit der Musik geführt. Z.B. hat er mit einigen Mitgliedern aus dem Posaunenchor über 50 Jahre zusammen geblasen. So war er nicht nur der Chorleiter, Kantor und Respektperson, sondern auch Pädagoge und Vaterfigur.
Mit Beharrlichkeit, Freundlichkeit, Nachsicht und Güte hat er seinen Dienst getan. Unzählige Konzerte und Oratorien sind unter seiner Leitung in der Maria-Magdalenen-Kirche zu Aufführung gelangt. Bei all seinem Tun hat ihn ein tiefer Glaube getragen.
„Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“ So hat Martin Luther die Wirkung der Musik beschrieben.
Das hat Hermann Euler sehr wohl gewußt und umgesetzt. Er hat dazu beigetragen, dass heute für viele Menschen die Kirchenmusik das wichtigste Fenster zum Glauben geworden ist – oft leichter zu öffnen als das Fenster des gepredigten Wortes.
Als Stadtkirchengemeinde können wir nur DANKE sagen für die vielen Jahre und seinen unermüdlichen Einsatz. Es war ein großes Geschenk ihn als Menschen und Musiker so lange in unserer Gemeinde und der Stadt „zu haben“. Er wird uns sehr fehlen.
Dietrich Bonhoeffer hat geschrieben: „Es gibt nichts, das uns die Abwesenheit eines lieben Menschen ersetzen kann und man soll das auch nicht versuchen. Denn durch die unausgefüllte Lücke bleibt man in der alten Gemeinschaft. Je schöner und voller die Erinnerung, desto schwerer die Trennung. Aber die Dankbarkeit verwandelt die Qual der Erinnerung in eine stille Freude. Man trägt das vergangene Schöne nicht wie einen Stachel, sondern wie ein kostbares Geschenk in sich.“
In den Wochen vor Weihnachten 2022 ist er erkrankt und in der ersten Woche des neuen Jahres musste er ins Krankenhaus. Die 6 Bachmotetten haben seine letzten Stunden musikalisch begleitet, in Anwesenheit der Familie. Unter den Klängen der Bachmotette „Jesu, meine Freude“ ist Hermann Euler am 7. Januar 2023 – dem 85. Geburtstag seiner Frau – verstorben.
Die himmlischen Chöre sind jetzt um einen wunderbaren Menschen und Musiker reicher. Der Friede Gottes sei mit ihm.
Die Trauerfeier findet am Freitag, 20.1.2023 um 12 Uhr in der Maria-Magdalenen-Kirche statt.
Im Namen des Gemeindekirchenrates Pfr. Martin Lorenz